Samstag, 3. November 2007

Praktikanten Blues

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die Gute: In Deutschland ist die Sklaverei abgeschafft. Die Schlechte: Es gibt noch reichlich Praktikumsplätze.
Seit dem Sommer suche ich nach einem Job. Ich habe ein abgeschlossenes Studium und gar nicht schlechte Noten. An jeder Ecke wird mir allerdings erzählt, dass ich nicht genug Arbeitserfahrung habe und deswegen eine Festanstellung nicht in Frage kommt. An Arbeitserfahrung kommt man als Geisteswissenschaftler in Deutschland aber offensichtlich nur über den Frondienst des Praktikums. Erst wenn man ein paar Jahre mit der Kette über den Boden geschleift ist, ist man vielleicht würdig genug.
Seit heute bin ich also der Bimbo eines großen Konzerns. Vollzeit für 2 Euro Fuffzig die Stunde. Da hat mich die Bundeswehr ja noch besser bezahlt! Was mich besonders ankotzt, ist das Missverhältnis zwischen der Bezahlung auf der einen Seite und meiner Verantwortung auf der anderen: Am Freitag haben wir noch gearbeitet, da war der Chef längst weg. Wir Praktikanten bestreiten einen großen Teil des Tagesgeschäfts.
Von mir wird erwartet, dass ich arbeite wie ein echter Mitarbeiter und mein Chef stellt die gleichen Ansprüche an mich, bezüglich Arbeitsdauer, Disziplin und Einsatz. Was rechtfertigt dann den Hungerlohn? Dass ich eventuell etwas lernen könnte? Das tut ein Lehrling doch auch, und der wird besser bezahlt. Aber man muss dieses Missverhältnis ertragen, weil alle, die motzen nachher im Zeugnis abgestraft werden und dann war die ganze Sache umsonst.
Ich bin schon gespannt auf meine nächsten Bewerbungen. Da muss einfach etwas dabei sein. Noch mehr Arbeitserfahrung kann ich mir nicht leisten. Dann wäre ich pleite.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Jimi Blue Ochsenknecht

Es ist Halloween. Zeit zum Gruseln, also. Auch ich hatte heute ein erschreckendes Erlebnis: Auf VIVA wurde ich Zeuge wie ein gewisser Jimi Blue Ochsenknecht sich öffentlich an Justin Timberlake vergangen hat. „I’m lovin’“ hieß der Song, eine Art frühkindliches Sexualstakkato. Ich sage nur: „Oh oh oh Check it ah oh oh oh little red hotpants”. Dagegen sind die Jungs von “Scooter” ja die reinsten Rhetorikprofessoren.
Das schlimmste aber war, dass der Song trotz allem völlig unsexy daherkam. Ich korrigiere: Er war so sexy wie Hella von Sinnen im Latexkleid. Justin Timberlake nimmt man den smarten Playboy ab, immerhin hat er mit Cameron Diaz gefummelt. Aber Jimi Blue sieht so aus, als wäre das einzige woran er derzeit fummelt der Zipfel seiner Kuscheldecke. Wo JTs Blick Frauen verführt, hat Jimi Blue nur einen Kinderzimmerblick auf Lager. Egal, was er dabei von irgendwelchen roten Höschen faselt. Dass er weniger Stimme hat als ein durchschnittlicher Stummfilm ist bei Teeniestars bekanntlich nur ein zweitrangiges Problem.
Aber es gibt Leute, die sich an solchen Feinheiten nicht stören oder vor lauter Pubertät auch einen taub-stummen Bürostuhl anhimmeln würden, solange er nur bei „The Dome“ auftritt. In den Worten von „nina jou“ ist „I’m lovin’“ schlicht „voll der hamma mann echt geil“ und sie fährt fort: „jou jou mann das ist doch mal ein echter party song denn kann ich echt denn kannzen tag an hören und mach dir nix aus der schlechten kritig die laber nur und denken dir können es beser sollen sie es doch machen dan wiessen sie was sie davon haben oder was meinest du nja mann mach weiter so ist echt gut jou mann das war mal wieder BIGNINA LIVE wie immer mann wer was will sol vorbei kommen jou negger so und jetzut mach weiter so sonst mach ich mal streß ok damit das kla is.“ Deshalb nochmals meine Bitte an alle Promikinder: Bitte, macht keine Musik, sondern tut das, was die Welt (und die Bunte) von euch erwartet: Kauft ein, geht auf Parties und werdet drogenabhängig. Kurz: Bleibt anständig und singt nicht.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Straßenbahn

Normalerweise fahre ich immer mit dem Rad, aber einmal im Jahr kommt der Tag, an dem ich mal den öffentlichen Nahverkehr benutzen muss. In meinem Fall heißt das: Straßenbahn. Gestern war es wieder soweit. Ich musste einen Haufen Umzugskartons transportieren und das geht auf dem Rad schlecht. Also war fahr’n fahr’n fahr'n in der Straßenbahn angesagt. 90 Minuten lang.
Die Tour hat alle meine Vorurteile bestätigt. Genauso wie jedes Jahr: Wenn die Straßenbahn die Lösung ist, will ich nicht wissen, was das Problem war. Erstmal ist sie sauteuer. Es ist schon eine gehörige Frechheit 2 Euro für ein Verkehrsmittel zu verlangen, das sich vom Speed her zwischen Ochsenkarren und Elektrorollstuhl bewegt.
Dazu kommen noch die anderen Fahrgäste als besondere Belastung. Die Straßenbahnen sind die Heimat eines wirklich deprimierenden Publikums: Da sind die Alten und die Mütter mit ihren bewindelten Babies. Ok, die sind darauf angewiesen. Aber dann gibt es da noch die gewaltige Pickelfraktion, die mich mit ihren Bushido-Klingeltönen nervt. Ich frage mich, führt Pubertät automatisch zu Faulheit? Anders lässt sich nicht erklären, dass praktisch alle übelgelaunten Teenager meiner Stadt in der Straßenbahn abhängen. Neben mir standen so zwei Teenager-Goths. Er hatte sich extra noch „Napalm“ und „Chaos“ auf die Fußspitzen geschrieben. Wirklich gruselig war aber nur seine Freundin und das hatte weniger mit ihrer Schminke zu tun als mit ihrem Bauchumfang.
Eingeklemmt zwischen Pubertät und Tod schaukelte ich also meinem Ziel entgegen. Im Bauch des großen Straßenbahnwurms. Weiß wirklich nicht, was die alle daran so toll finden. Da ist ja zu Fuß gehen schöner.

Samstag, 27. Oktober 2007

Im ICE-Bistro

Als ich neulich in Frankfurt in den ICE stieg, war mal wieder kein Sitzplatz zu haben. Selbst die dritte Klasse (Fußboden vor der Toilette und den Türen) war schon voll. „Na dann ab ins Bistro!“ hab ich gedacht.
Dem Ort, an dem traurige Außendienstmitarbeiter vor ihrem Bier sitzen. Vor Arbeit ganz grau und mit einem Blick wie Hofhunde auf dem Weg zur Einschläferung. Aufbruchstimmung höchstens bei ihren Magengeschwüren. Diese Hunde bellen nicht mehr – bellen tut hier nur das Personal. Hat es doch ein „Kunde“ gewagt die ausliegenden Zeitungen durchzublättern! „Mobil“ reicht ihnen wohl nicht? Auch noch die BILD schnorren wollen? Da könnte ja jeder kommen. Druckwaren sind im Sparangebot nicht enthalten. Zum Mitschreiben: Sie bekommen eine Bulette und matschigen Kartoffelsalat sowie 300 Milliliter Bier, aber sie bekommen keine Zeitung. SO Zurück in die Ecke und schön Platz machen.
Angeblich kommt das Wort Bistro ja vom Russischen für „schnell“. Also, Russisch das passt echt.

Freitag, 26. Oktober 2007

Das Evangelium des Horst

Ist die SPIEGEL-Bestsellerliste auch ein Gradmesser für allgemeine Bedeutsamkeit? Wenn ja, dann ist Horst Lichter verdammt wichtig. Mit seiner Biographie liegt er nämlich in selbiger vor Wowereit, Alan Greenspan, dem Papst und Bohlens Bobbelsche! Wow! Da musste ich mir das Ding einfach mal ansehen.
Gekauft habe ich es mir natürlich nicht. Muss man auch gar nicht, denn Lichter und sein Ghostwriter Markus Lanz, haben die 5-Minuten-Terrine unter den Promibiographien geschaffen: Zwar hat das Werk 239 Seiten, aber die Lektüre verschlingt nicht mehr Zeit als das Anrühren einer Fertigsuppe. Großdruck und Fotos sei dank.
Das Buch ist das Ergebnis einer einwöchigen Beichtsession zwischen Lichter und Lanz. Ja, der aalige Explosiv-Lanz. RTLs Fachmann für Unterschichttragödien und Mülltonnenspionage. Nicht gerade mein Traumbeichtvater. Schon beim Lesen des Klappentextes musste ich zum ersten Mal würgen. Bei soviel krummem Wortwitz („Horst Lichter ist der Krisenherd der gehobenen Küche“) und einer solchen Überdosis Schicksalsschlagsahne, wird mir einfach schlecht.
Bei weiterem Lesen, beschlich mich allerdings eine erste Ahnung, warum diese Biographie so ein großer Erfolg war. Sie ist ein getarntes Selbsthilfebuch. Eine Art Horst-Evangelium . Eine Pilgerfahrt durch die Küchenzeile. Die von Markus Lanz hübsch frisierte Lebensgeschichte des Horst Lichter gibt allen „meganormalen“ die Hoffnung, dass sie ihr langweiliges Leben ändern und doch noch „ihren Traum leben“ können (würg!). In Lanzs Wortwahl liest sich das so: „„In der Welt gibt es mehr Gurken als Gourmets, und Lichter gibt ihnen das gute Gefühl, dass irgendwie auch Gurken Glanz besitzen.“ Na denn ihr Gurken: Kauft das Teil!

Donnerstag, 25. Oktober 2007

CO2

Seit einiger Zeit kämpfe ich mit akutem Selbsthass. Denn: Ich bin ein Klimatöter, eine CO2-Schleuder, ein Gletscherkiller. Meine CO2-Bilanz ist grottig und Ich fühle mich schlecht. Ich esse oft, wasche mich häufig und lese immer Zeitung und was besonders ins Gewicht fällt: Ich atme. Kann es einfach nicht lassen. Schöne Scheiße, ich weiß.
Ich leide unter der Trendsportart der Stunde: Kohlendioxid-Aufrechnung. Jede technische Errungenschaft, jede Aktivität und auch jedes Vergnügen bekommt einen CO2-Preis aufgedrückt: Autofahrt zur Arbeit 30 Gramm, gebleichtes Klopapier benutzt 10 Gramm, Sex 5 Gramm… Und so weiter. Dieser Aufrechnungswut können wir armen Sünder nur entkommen, wenn wir uns schnell einen Ablassbrief besorgen – also Bäume pflanzen oder Biostrom bestellen. Das nervt.
Ich bin ja auch fürs Klima, für Eisschollen, für Südseeatolle und für glückliche Pinguinbabies aber es ist längst ein Punkt erreicht, wo das ehrliche Bemühen um eine Reduktion von Treibhausgasen in eine PR-Aktion umgeschlagen ist. Es hat sich eine grüne Gewissensschickeria gebildet, deren einzige gute Tat für die Umwelt wahrscheinlich darin besteht, CO2 neutrales Koks zu schnupfen. Ich meine, wenn selbst Pro7 jetzt schon einen auf CO2-Schützer macht, dann ist es Zeit, die Schuldgefühle zu verdrängen und den Ablasspredigern zu sagen: Steckt euch eure Anti-CO2-Missionierung in den Pöterich. Wer Stock-Car-Challenges veranstaltet, die soviel Kohlendioxid produzieren wie ein weißrussisches Treckerkombinat, soll mir nicht vom Klima reden. Wie wär es denn, vor der eigenen Tür zu kehren? Man könnte doch zum Beispiel „Talk Talk Talk“ einstellen. Na, wie wär das?

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Panel-Schlampen

In Deutschland herrscht wieder Inflationsgefahr, vor allem im Fernsehen: Die Panel-Schlampen sind los.
Bernd Hoecker ist so ein Kandidat. Ich will ihn gar nicht runter machen, er ist manchmal sogar witzig. Aber er gehört auch zu den Fernsehgesichtern, die an ein und demselben Abend in einem knappen Dutzend Sendungen gleichzeitig zu sehen sind. Beim „XXL Schiffeversenken“ darf Hoecker C-Promis nass machen, bei „Genial Daneben“ darf er blödeln und in der 70er Jahre-Show ein paar Worte zu seinem Wohnzimmer-Flokati verlieren („Hatte ich auch so einen!“). Was er in der „Großen Show der Naturwunder“ gemacht hat, weiß ich nicht mehr so recht. Wahrscheinlich das, was die Panel-Schlampen am besten können, nämlich einfach da sein.
Ich musste allerdings schon schlucken. Hoecker dachte ich, war ein Privatfernsehgesicht, was macht er dann beim ZDF. Es hat doch immer eine stabile Inzestschranke zwischen den öffentlich-rechtlichen und den Schmuddelkindern von Sat.1 gegeben. Überläufer gab es natürlich. Harald Schmidt hat es vorgemacht. Aber da war doch immer etwas Ketzerhaftes dabei. Die ständige Präsenz der Panel-Schlampen hat da eine neue Qualität erreicht. Mittlerweile verfügt die TV-Junta über eine Art mobile Eingreiftruppe von B-Promis, die sie sich gegenseitig hin und her schieben können. Meiner Meinung nach ist das das Inzestuöseste seit Nero gesagt hat „Ich bin Kaiser, ich kann auch meine Mama heiraten“
Was mich aber wirklich schockiert ist, dass Leute, die doch für Künstler gehalten werden wollen, so was mit sich machen lassen. Dass sie sich nicht zu schade sind brav zu staunen oder den Kasper zu machen. Nur so als reine Spachtelmasse, in einem löchrigem Showkonzept.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Studi dubbi du

Wer ist eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, Studenten „Studis“ zu nennen? Er hätte eine harte Strafe verdient: Lebenslänglich Mensa-Fraß zum Beispiel. Denn das Wort ist eine echte Pest und dank „StudiVZ“ werden wir es vermutlich nie wieder los. Ich jedenfalls, muss mich immer peinlich berührt hinter einem tragenden Bauteil verstecken, wenn jemand von „uns Studis“ spricht. Meistens passieren solche Sprachverbrechen ja den „Erstis“ - Einer besonders unangenehmen Untergruppe der „Studis“.
Ich meine, was soll man sich denn unter einem „Studi“ vorstellen? Einen bleichen, weinerlichen Burschi, der noch bei Mama auf der Bettnässermatratze schläft? Eine vollständig in bunte Strickwaren eingepackte Pädagogikstudentin, die einen beim Essen nötigt, „Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb“ aufzusagen? Das Wort klingt so, als habe man es sich ausgedacht, um genau dem Vorurteil vom Studenten zu entsprechen, das die „arbeitende“ Bevölkerung sorgsam pflegt: Infantil, verantwortungslos und bekloppt.
Wir müssen ja nicht gleich das alte „Kommilitonen“ aus dem Giftschrank holen, weiß eh keiner mehr, wie man das schreibt, aber das Verniedlichungs- „I“ muss trotzdem unter Strafe gestellt werden. Es ist gut genug für Tussis und Schatzis, aber bei Studenten da muss Schluss sein. Ehrlich.

Montag, 22. Oktober 2007

Achtung! Überfall!

Gestern Abend saß ich an meinem Schreibtisch und habe gearbeitet. Produktiv und voll konzentriert. Genau die richtige Beschäftigung für einen ruhigen, dunklen Herbstsonntag. Mein PC schnurrte leise vor sich hin – wie ein gut genährter Kater….
Plötzlich aber höre ich eine laute Männerstimme: „Er glaubte er sei in Sicherheit, doch es kam der Tag, an dem sie ihn holten…“ Dann: Ohrenbetäubender Lärm als grabe mein Nachbar seinen Garten mit dem Hubschrauber um. Ich wollte gerade nach dem Bastelmesser greifen, um mich gegen die Dämonen zu wehren, die jeden Augenblick in mein Zimmer stürmen müssten, da bemerkte ich das nervöse Flackern auf meinem Bildschirm: Es war nur Werbung auf Web.de. Ein Film-Trailer mit Ton, der sich automatisch abspielt. Mein Mordinstinkt schlug Purzelbäume.
Ich sehe ja ein, dass Werbung wichtig und manchmal sogar Kunst ist, aber so eine fiese Lärmattacke grenzt an Hausfriedensbruch. Woher weiß denn Web.de (oder Bild.de – da ist mir das auch schon mal passiert), dass ich nicht gerade eine ruhige Hand brauche? Vielleicht operiere ich ja meinen Hamster am offenen Herzen? Wären wir in Amerika gäbe es da bestimmt schon verpflichtende Warnhinweise nach dem Motto: Das Öffnen dieser Seite, kann plötzlichen Herzstillstand durch Werbung verursachen!
Es ist dieses aufdringlich-gnadenlose Moment der Werbung, was mich kirre macht, nicht nur im Netz. Mittlerweile schalten die öffentlich-rechtlichen ja auch regelmäßig die Lautstärke hoch, wenn der Werbeblock beginnt. Bei manchen Privaten (pro7 z.B.) hat man sich eine konsequente Blitzkriegtaktik zugelegt. Da hat man gar keine Chance rechtzeitig umzuschalten und bei Großveranstaltungen hüpfen die Werbebanner eh kreuz und quer durchs Bild. Ich bin Konsument – aber ich bin Konsument mit Privatsphäre und die ist mir heilig. Deswegen ist mein Motto: „Je mehr Werbung, desto weniger Kauf.“ Und da bin ich konsequent: Ich war noch nie im MediaMarkt….

Sonntag, 21. Oktober 2007

Guido Knopp

Wenn Hitler geahnt hätte, dass irgendwann einmal Guido Knopp auftaucht und Filme über ihn macht, hätte er sich den Zweiten Weltkrieg höchstwahrscheinlich verkniffen. Denn Knopp nervt mehr als ein verlorener Krieg.
Schon Knopps Promotion aus dem Jahr 1975: „Eva, Äch kann einfach nächt stillsitzen: Hitlers Hämorriden und die Genesis des Ostfeldzugs“ basierte auf Knopps symbiotischer Beziehung zu Deutschlands Top-Diktator (die Konkurrenz ist begrenzt: Erich Honecker, Walter Ulbricht, gab’s da noch wen?). Nach einer kurzen Zwischenlandung bei der FAZ und der Ernennung zum James-Last-Professor für Nackenhaarwellen baute er beim ZDF die Redaktion Zeitgeschichte auf. Der Begriff „Zeitgeschichte“ umfasst im Knoppschen Falle die 12 Jahre Deutsche Vergangenheit mit Vermarktungspotential. Seitdem hält Guido Knopp unermüdlich die Stellung im Führerbunker der deutschen Fernsehgeschichte und wringt aus dem alten braunen Lappen noch den letzten Tropfen Sendezeit. Dabei geht er selten tiefer als die Grasnarbe. Er erzählt die großen Zusammenhänge mit der sonoren Stimme eines Trickbetrügers - immer gefällig und seriös.
Apropos Knopp: Ich hatte da neulich übrigens einen beunruhigenden Traum - Guido Knopp moderierte eine Version der Knoff-Hoff-Show er nannte es die Enn-Ess-Show. Das war mit Versuchen und so. Die Band spielte zwischendrin Marschmusik und am Ende waren alle tot.

Samstag, 20. Oktober 2007

BILD und Bohlen

„Bohlen entsetzt über eigene TV-Show“ schreibt heute die BILD. Was ist denn da passiert, denke ich, und schaue genauer hin. Es geht um Bohlens „neue“ Castingshow „Das Supertalent“. Der Begriff „Talent“ wird dabei in der denkbar weitesten Bedeutung benutzt, um so auch noch den letzten ruhmsüchtigen, grenzdebilen Irren einzufangen. Der Grund für Bohlens größten Schock seit seiner Beinahe-Kastration, waren ein paar Eltern, die mit ihren Kindern jongliert haben und sie über Glasscherben haben laufen lassen. Das Publikum buht, Dieter Bohlen schmeißt die Leute von der Bühne. Sein Kommentar: „abscheulich, was Eltern mit ihren Kindern machen“.
Das einzige, was daran abscheulich ist, ist dass die Achse des Bösen „BILD-Bohlen“ offensichtlich immer noch wie geschmiert funktioniert. Da wird – wahrscheinlich in der Redaktionskonferenz – sorgfältig ein Skandal vorproduziert. Zur späteren Verwendung sozusagen. Denn die betroffenen Familien werden ja in den Proben mit ihren Kindern auf der Bühne nicht Halma gespielt haben. Dann wird das ganze in der Verwertungskette an die BILD weitergereicht, die mit moralischem Schaum vorm Mund rumblökt wie blöde. Natürlich am Tag der Sendung. Das ganze muss sich ja lohnen und Volkszorn macht bekanntlich Quote.
Große Überraschung: So schlimm die Bilder auch sein mögen, so schlimm, dass man sie nicht zeigt, sind sie dann aber doch nicht. Also läuft heute Abend Bohlens mediale Verwurstungs-Maschine weiter. Fazit: Wenn es in dieser ganzen Produktion überhaupt ein Supertalent gibt, dann ist es Bohlens zynisches Vermarktungsgenie.

Freitag, 19. Oktober 2007

Tobi Schlegl

Tobi Schlegl ist der neue Moderator von „ExtraDrei“. Ich war geschockt. War „ExtraDrei“ nicht das witzige Satiremagazin vom NDR, und Tobi Schlegl nicht VJ, Nachmittagstalker und TV-Koch? Geht das denn: Eben noch die Unterschicht am Nasenring durch die Manege führen und jetzt schon der Politik eiskalt den Spiegel vorhalten? Was kommt als nächstes: Schreinemakers moderiert WISO? Ottfried Fischer „Germany’s Next Topmodel“? Ich wollte mich aber nicht von Vorurteilen leiten lassen – und habe gestern mal eingeschaltet. Ich kann nur sagen: Oh mein Gott!
Laut Schlegl ist „ExtraDrei“ die „letzte Rock n Roll Sendung im deutschen Fernsehen“. Wenn das stimmt, dann erkläre ich hiermit den TV-Rock n Roll offiziell für ausgestorben. Das war nicht „Rock n Roll“, was Schlegl mit Juso-Chef Björn Böhning veranstaltet hat, das war „Stop n Go“. Zähfließender Verkehr mit Bremsfallschirm. Sieht man mal von den wie immer soliden Einspielern ab, plätscherte die Sendung so dahin wie lauwarmer Latte Macchiato. Schlegl war bemüht witzig und subversiv zu sein, leider standen auf seinen grünen Scriptkärtchen nicht die aufregenden Ergebnisse irgendwelcher Vaterschaftstest, sondern nur Blabla. Das „Entweder/Oder“ Spiel mit Böhning dessen Regeln der Gast nicht verstand ging so steif über die Bühne ging wie eine Partie Topfschlagen im Altersheim. Wenn dass die Verjüngungskur der öffentlich-rechtlichen ist, Fernsehen für die Viva-Generation sozusagen, dann fordere ich Konsequenz: Mola Adebisi zum Heute-Journal!

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Langeoog

Langeoog das sind für mich 20km2 pure Erholung und ein Haufen ostfriesischer Erpresser. Vorab: Ich liebe diese Insel, den Wind, die Wellen, die Weite. Aber trotzdem hat sich Langeoog einen Platz in meiner Hassrangliste verdient. Der erste Minuspunkt ist die Kurtaxe – das ist keine wilde Mischung zwischen Auto und Whirlpool, sondern die größte Cashcow seit Erfindung der Schutzgelderpressung. Kurtaxe heißt die Tagespauschale, die jeder Besuchter Langeoogs entrichten muss. Und weil es viel witziger ist, zahlt man den Eintritt nicht am Anfang, sondern am Ende der Reise. Will man ihn nicht bezahlen, muss man auf der Insel bleiben. Da sage noch mal einer die Ostfriesen seien blöd. So ein Geschäftsmodell muss man sich erstmal ausdenken.
Der zweite Punkt sind die Lebenserhaltungskosten. Alles auf der Insel ist so teuer als würde es vor dem Weiterverkauf noch mal kurz zum Mond geschickt. Was die Preise angeht, sind die „Supermärkte“ der Insel in Wirklichkeit nur gut getarnte Apotheken. Die Profiteure sind die eingesessenen Insulaner. Mussten sie vor hundert Jahren noch Fischfang oder Piraterie betreiben, um zu überleben, reicht heute schon ein Imbissstand, und sie müssen noch nicht mal freundlich sein!
Das Schlimmste aber ist die Gruppe der Obermittelschicht-Urlauber. Dank der horrenden Preise können die hier schön ungestört urlauben während ihre pubertären Blagen „Jeunesse Dorée“ spielen, ohne Gefahr zu laufen, dass ihnen soziale Randgruppen auf die Fresse hauen.
Aber was sagen Sie, sie waren noch gar nicht auf Langeoog? Oh dann sind Sie wahrscheinlich arm. Herzliches Beileid auch.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Kein Herz für Rotzer

Ich bin ein entschiedener Gegner der Todesstrafe, aber es gibt Verbrechen, die sind so schlimm, dass man sich durchaus über eine Wiedereinführung Gedanken machen könnte. Nicht für Pädophile, nein, sondern für Spucker. Als gerechte Strafe für solche Mitbürger, die ihren Speichelschleim für ein Geschenk an die Menschheit halten und ihn deshalb möglichst großflächig verteilen.
Klar: Man soll die Spucker nicht über einen Kamm scheren. Beim Sport, ist das was ganz anderes. Bevor ein Triathlet an einem Speichelfaden erstickt, soll er ihn doch ruhig in Richtung Tribüne schleudern. Bei Formel-Eins-Autos schaut ja auch keiner auf die Abgaswerte. Aber die anderen müssen gestoppt werden: Der aggressiver Supermacho, zum Beispiel, der kleine Rotzkugeln raushaut wie ein Schnellfeuergewehr. Zack, zack und schon glänzt der Bürgersteig ganz glasig. Oder der gelangweilte Schüler. Nach vorne gebeugt steht er für gewöhnlich an Bushaltestellen und lässt ein dünnes Seil ab. Ganz vorsichtig, als sei es die Leine eines Rettungshubschraubers. Die Folge ist die gleiche: gelblich-weiße Schleimatolle auf den Bürgersteigen. Früher – ich weiss – gab es in Deutschland noch an jeder Ecke Spucknäpfe und auch noch Arbeiter, die sie ausleeren mussten. Vielleicht machte man in einigen Gegenden daraus sogar Suppe. Aber wir haben doch auch die Plumpsklos überwunden – ein bisschen was muss der Fortschritt doch bringen. Also, wenn Sie gerade dabei waren… Schlucken Sie’s einfach runter.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Ben Becker

Wissen Sie, wo der Teufel die Nacht zum 27. August verbracht hat? Nein? Bei Ben Becker auf dem Küchentisch. Sagt Ben Becker. Irgendwann hat sich Beelzebub dann noch eine Runde durch Beckers Blutbahn gegönnt – mit den bekannten Folgen. Der Stern nahm Becker in dieser Woche die Beichte ab. Auf ganzen Sechs Seiten. Ich frage mich: Muss das sein? So viel Selbstbeweihreicherung auf einmal.
Das Interview ist der Beweis, dass Becker noch mehr kann als nur Schauspielerei mit Arroganz zu verwechseln. Nein, Becker kann auch noch: gut gegen böse. Sein Beinahe-Drogen-Tod wird da mal eben in eine existentielle Begegnung mit dem Bösen an sich umgedeutet. Anstatt kleinlaut mitzuteilen, dass er sich einfach nur eine Überdosis gesetzt hat und dass das weder schön noch empfehlenswert ist, es sei denn man möchte eine ewige Zukunft ohne Steuererklärungen, wird das ganze hochgejazzt und eingebaut in das große Selbstinszenierungs-Feuerwerk, das Ben Beckers Karriere ist. Schließlich ist Ben Becker Künstler und unter Gott und Teufel macht er es nicht. Dazu passt auch sein neuestes Projekt - eine Bibellesung. Als ob die Bibel dadurch interessanter, relevanter oder zugänglicher wird, weil ein rotblonder Narziss sie von der Bühne reiert. Wenn ich der Teufel wäre, oder meinetwegen auch Jesus oder Gott-Vater persönlich, ich würde Becker verklagen. Wegen Rufschädigung.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Offenburg

Was muss das für eine Stadt sein, wo man am Hauptbahnhof Werbung für Privatinsolvenzen macht?

Montag, 8. Oktober 2007

Fensterbankdenunzianten

Soeben klingelt es an meiner Tür. Ich mache auf, wer steht da? Die Polizei. Ob ich etwas mit dem "herrenlosen Fahrrad" zu tun hätte, das vor der Tür stehe. Ich sagte: Halihalohalöle? Das ist mein Rad, das habe ich da abgestellt, weil ich gleich noch einkaufen wollte. Das Rad wäre nur dann "herrenlos", wenn mir heute auf dem Nachhauseweg plötzlich der Schniedel abgefallen wäre. "Aber sie haben es doch nicht angeschlossen?" Richtig. Habe ich nicht. Weil ich in einer anständigen Ecke wohne und weil das ja noch nicht Pflicht ist. Da hat die Polizei dann doch noch mal Gnade vor Recht ergehen lassen und mir das Rad nicht weggenommen. Aber meinen Namen wollten sie dann doch. Es könnte ja sein, dass gegen mich noch ein Haftbefehl wegen wiederholten öffentlichen Fahrradabstellens existiert.
Auf meine Frage, warum sie sich eigentlich so viel Mühe wegen eines alten Gebrauchtrads machten, antworteten sie mir, es habe da einen Anruf von einem Nachbarn gegeben. Ah. Jetzt verstehe ich! Mein lieber Herr Nachbar und seine Katalogfrau haben sich also als Fensterbankdenunzianten enttarnt: Immer schön rausgucken, bloß kein eigenes Leben haben und dann kräftig melden, melden, melden....
Gerade in solchen Momente aber, bin ich zutiefst dankbar, dass ich in Deutschland lebe und nicht - na sagen wir mal - in Nordkorea. Denn dann würde ich jetzt aus dem Arbeitslager schreiben. bzw. ich würde nicht schreiben, sondern Eisenerz mit der Zahnbürste aus dem Fels kratzen und mein Nachbar hätte endlich freie Sicht auf die Hecke.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Klobürste, bitte melde dich

Ich komme gerade von der Toilette. Nicht von meiner eigenen. Käme ich von meiner eigenen, gäbe es nichts zu meckern. Mein Badezimmer ist ein sauberer, lichtdurchfluteter Traum und vor allem bekommt meine Klobürste dort genug Auslauf.
Dass das nicht überall so ist, musste ich gerade wieder entsetzt feststellen. In Deutschland streiken offensichtlich nicht nur die Lokführer, sondern auch die Toilettenbesucher. Und zwar nicht beim Abseilen ihrer braunen Fracht, sondern bei der Beseitigung der Spuren.
Die Stilrichtungen mögen verschieden sein: Der eine malt seine braunen Bremsspuren mit breitem Pinsel, die andere sprüht lieber eine Form des fäkalen „Actionpainting“ in die Porzellangalerie. Aber alle Künstler lieben ihre Werke so sehr, dass sie sie auf keinen Fall zerstören wollen. Nein, sie hinterlassen sie der Nachwelt, um sie zu bestaunen. Ganz so als wären sie keine Dünnpfiffschleudern, sondern Michelangelo höchstpersönlich und hätten nicht eine Kloschüssel braun ausgemalt, sondern die verdammte Sixtinische Kapelle. So viel kottechnischer Egozentrismus stinkt mir gewaltig. Ist es zu viel verlangt die Spuren zu beseitigen? Haben die Deutschen alle chronische Rückenprobleme und können sich nicht mehr bücken? Oder ist es die Angst, die Klobürste zu berühren? Dabei, kann ich alle Bürstenverweigerer beruhigen. Die Klobürste ist das hygienischste in der ganzen Kabine. Die hat vor Ihnen garantiert niemand angefasst.

Freitag, 5. Oktober 2007

Verschwörungstheorien

Ich war gestern im Kino. Ein witziger Film. Brauche an dieser Stelle also kein Wort darüber verlieren, aber der Trailer davor hat mich aufgeregt. Der neue Film von Nicholas Cage: „National Treasure 2: The Book of Secrets” Das Machwerk dreht sich um ein Buch in dem „die Wahrheit“ exklusiv für den jeweiligen US-Präsidenten festgehalten ist. Da kann George W. dann abends nachlesen Wer JFK wirklich erschossen hat, wo die Mondlandung wirklich gedreht worden ist, und was wirklich in Coca-Cola drin ist. Oder so ähnlich. Wenn dem Präsidenten jemals nach lesen zu Mute wäre. So eine Art „All you can eat“ für Verschwörungstheoretiker also.
Und wieder einmal wird die olle Pestbeule „Weltverschwörung“ angezapft, um kräftig Kohle abzuzocken. Ich dachte man darf kranke Menschen nicht ausbeuten? Denn der Glaube an Verschwörungstheorien ist zweifellos eine der nervigsten Epidemien überhaupt. Da wird die ganze Weltgeschichte in ein mittelalterlich-düsteres Zwangsjacket gezwängt. Was früher der Teufel war, ist heute die CIA oder die Juden, die im Hintergrund die Strippen ziehen und uns alle für dumm verkaufen. Dabei sind die Evangelien der Verschwörungstheoretiker (wie „Loose Change“ z.B.) Musterbeispiele einer pervertierten Propaganda-Logik, der Suggestion und der Verdrehung. Gierig aufgesogen von zu kleinen Egos, die so ihr Minderwertigkeitsgefühl in missionarischer Besserwisserei überkompensieren können. Die Folge: Eine ständige Litanei des „ich aber weiß, wie es wirklich war“ „ich kleiner Kerl habe den Teufel durchschaut.“ Das nervt. Schlimmer sind nur die, die sich damit die Rosetten vergolden lassen. Wenn die CIA so mächtig ist, frage ich mich, warum unternimmt sie nicht endlich etwas gegen Galileo Mystery. Es wäre wirklich an der Zeit.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Fernsehköche

Warum bloß ist Fernsehkochen wieder in? Manchmal wünschte ich mir Kerners Köche wären Kannibalistische Pygmäen. Dann wäre mir auch egal, was sie mit ihm machen: kochen, dünsten, braten. Ob mit oder ohne Avocado-Dip, Hauptsache es wird aufgegessen.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Arcandor, Evonik und Co.

Wenn J.R.R. Tolkien heute leben würde, dann hätte er sich nie die Mühe gemacht die „Herr der Ringe“ Schinken zu entwickeln, geschweige denn sie zu Ende zu schreiben. Er hätte wahrscheinlich einfach nur seine Kunstnamen vertickt. „Mordor“, „Gondor“ da wäre doch auch was für die Deutsche Telekom dabei gewesen.
Keine Frage: Rebranding ist das Ding der Stunde. Karstadt und die RAG haben den Schritt schon gewagt. Arcandor, der Name stehe für „Verlässlichkeit, Treue und Mut“. Das leuchtet ein. Man sagt ja auch „meine Freundin ist treu wie Arcandor“, oder auch „du bist mir ja ein mutiger Arcandor“. Es könnte sich bei Arcandor natürlich auch um das Alter Ego eines leicht übergewichtigen Tekkie-Nerds handeln. Ich hoffe die PR-Agentur hat das vorher ausgecheckt. Evonik klingt hingegen wie ein Einsteigeprogramm von Scientology – und hat genauso viel Charme. Aber sei es wie es ist, wenn „rebranding“ so in ist, warum rebranden wir nicht gleich Deutschland, Europa, oder meinetwegen auch Bottrop? Ganz nach dem Motto „Raider heißt jetzt Twix“. Ich sehe hier noch enormes Wachstumspotential. Mein Vorschlag für die Republik wäre Competenzia. Ich habe schon die Pressemitteilung der Bundesregierung vor Augen: „Mit der Umbenennung Deutschlands in Competenzia – zieht die Bundesregierung einen klaren Trennstrich zur dunklen Vergangenheit unseres Landes – der neue Name steht für eine Besinnung auf Stärke, Innovationskraft und einen mediterran-heiteren, beinahe femininen Charme.“ Ungeahnte Möglichkeiten. Ich warte auf Vorschläge. Ab jetzt…

Dienstag, 2. Oktober 2007

Ryanair

Bös, böser, Billigflug. Klimakiller mit zwei Tragflächen. Überhaupt kommen Ryanair-Passagiere gleich nach den Delphinschlächtern von Grönland in der Hassrangliste der Umweltpolitiker. Da hilft es auch nicht, wenn man sich in der Flughafenlounge mit Krombacher einen ganzen Regenwald zusammensäuft. Wer billig fliegt, der tötet bekanntlich die Zukunft, die wir unseren Kindern vererben werden. Da frag ich mich: Geht doch eh alles für die Erbschaftssteuer drauf, kann man doch wenigstens Mal ein lustiges Wochenende in Prag verbringen. Nein! Flugreisen müssen teuer sein, damit die wichtigen Leute die schönen Flecken dieser Welt nicht mehr mit dem Pack zu teilen brauchen. Dabei weiß doch jeder, dass das wahre Verbrechen von Ryanair ein ganz anderes ist: Man hat mir die Illusion geraubt, dass Stewardessen begehrenswerte weltläufige elfengleiche Geschöpfe sind, die mir mit dem Erfrischungstuch den Schweiß von der Stirn tupfen wollen. Ryanair-Stewardessen sind entweder Spanische Dominas oder Irische Preisboxerinnen. Wenn irgendwann einmal – und ich hoffe wirklich, dass das nie passiert - eine Ryanairmaschine vom Himmel fällt, dann werde Ich auf die Auswertung der Black Box warten. Absturzursache: Überladung im Serviceteam. Ich wäre nicht überrascht.

Montag, 1. Oktober 2007

LaFee – Wir Kinder vom Hauptschulmädchenklo

Mit LaFee komme ich nicht klar. Meine Probleme fangen schon beim Namen an: LaFee. Welche Fee soll das denn bitteschön sein? Die „Ey Du Wichser hast drei verfickte Wünsche frei-Fee“? Oder die „Wünsch dir was Du Arsch, oder ich polier dir die Fresse-Fee“?
Für die Pickelpresse der Pubertätsmagazine ist LaFee nur das „junge, rebellische Rockgirl, das singt, was es denkt.“ Die Songs klingen dann ein bisschen wie BravoGirl meets Tourette-Syndrom. Denn vor allem ist LaFee sauer. Auf Ex-Freunde, deren neuen Freundinnen, ihre ehemals besten Freundinnen und so weiter. Aber anscheinend auch auf den Akkusativ. Deswegen ignoriert sie ihn eiskalt. Ist ja auch völlig überbewertet der Akkusativ. Ich sag nur: „Beweg DEIN Arsch!“.
Hinter LaFees emanzipatorischer Leistung, als erster weiblicher Teenager Wörter wie Titten, Arsch, Scheiße und Schlampe in die typischen Pubertätslyrik einzubauen, lauert natürlich wieder eine PR-Maschinerie, die aus der Tochter eines rheinischen Brummifahrers und einer griechischen Imbissbesitzerin mal eben das rumrotzende Sprachrohr der benachteiligten Mädchenmassen macht. Denn LaFee motzt vor allem gegen die Schönen, die Reichen und die Gewinner. Die offene Aggressivität ist dabei nur Teil eines fein kalkulierten Tabubruchs. Die größte Innovation – die Erfindung des LaFee-Schläfen-Geweihs – schafft die Corporate Identity dazu. Für mich passt LaFee wie die Faust aufs Auge. Ihre Musik ist der perfekte Soundtrack für das Hauptschul-Mädchenklo.

Sonntag, 30. September 2007

Ich hab da mal ne Frage...

Ist Uschi Glas der Beweis dafür, dass in Bayern immer noch Gammelfleisch im Umlauf ist?

Heute! WM der Radpharisäer

Heute ist Rad-WM, sogar in Deutschland aber beim ZDF steht laut Chefredakteur Nikolaus Brender „die journalistische Begleitung der aktuellen Situation im Vordergrund“. Sie ahnen schon, was das heißt: „Wir schränken die Live- Berichterstattung deutlich zu Gunsten der Information über das Hintergrundgeschehen ein". Nur ganze 15 Minuten will das Zweite live vom Rennen der Elite-Herren übertragen. Immerhin die letzten fünfzehn und nicht die ersten. Das ist „brutalstmögliche Aufklärung“ à la ZDF. Vielleicht sollte man für die 15 Minuten dankbar sein, wenn man sich das ganze nicht ohnehin auf Eurosport anschaut.
Aber ist das nicht der Gipfel der Inkonsequenz? Sollten die Verantwortlichen nicht „entweder oder“ sagen? Warum soll es journalistisch aufrichtiger oder irgendwie anständiger sein, nur die letzten 15 Minuten zu zeigen, wenn am Ende doch nur ein spanischer Apotheker über den Zielstrich rollt? Vielleicht sollte man sich auch beim ZDF endlich eingestehen, was eh jeder weiß: Die Spitzenradsportler sind alle gedopt. Der einzige, der nicht gedopt ist. ist „Eule“ der halb-blinde Pfleger von T-Mobile und der Team-Pressesprecher, wobei ich mir bei Eule nicht so sicher bin - der hat so große Augen.
Aber bitte, bitte, bitte, liebes ZDF, verschont mich mit euren Hintergrundberichten zum Doping. Ich weiß mittlerweile wie man dopt. Da stehen dann eure Sportmoderatoren die vor ein paar Jahren Jan Ullrich noch demütig den Schweiß aus dem Handtuch gezuzzelt haben, mit betroffenen Mienen in der Kulisse und schalten dann zurück zu Kristin Otto, die in den 80ern bestimmt mehr als nur Poolwasser geschluckt hat. Sauberen Radsport ja, den würde ich nehmen. Aber mit so faulen 15-Minuten-Kompromissen bekommt man ihn garantiert nicht. Da kann Rudolf Scharping der Affe auf dem Anti-Doping-Leierkasten sich auf den Kopf stellen wie er will.
Mal ganz abgesehen von der Frage, was das ZDF bei einem Doping-Fall in Peking 2008 macht. Gibt es dann auch nur 15-Minuten Tageszusammenfassungen? Wer’s glaubt wird selig.

Samstag, 29. September 2007

Bundeswehr im Innern

Wir leben in wahrlich düsteren Zeiten. Die Bahn kommt immer zu spät (meistens), Milch ist teuer (sehr) und Ausbildungsplätze schafft vor allem die Al-Qaida. Kurz: Die „Bedrohungssituation“ in Deutschland ist „ernscht“ (Zitat: Wolfgang Schäuble).
Aber es gibt Hoffnung – sagen die Sicherheitsexperten. Man müsse nur der Bundeswehr im Inneren mehr Befugnisse erteilen. Eventuell könne man bei Bedarf Passagierflugzeuge abschießen.
Wenn ich das höre, stehen meine Nackenhaare stramm. Das also kommt davon, wenn sich jeder normalbegabte Bürger mit einer simplen Fimose (lies: Vorhautverengung) vor der Bundeswehr drücken kann. Niemand weiß mehr, was beim Bund wirklich los ist und in der Regierung drehen ein paar kampf-geile Reserveoffiziere durch (z.B. Minister Jung). Ok, sollen sie doch ihre Maurer, Metzger, Mörder in die deutschen Innenstädte entsenden. Was das wohl gäbe? Übereifrige Berufsoffiziere „kämpfen“ in deutschen Fußgängerzonen, Bundeswehr-Nazis verkloppen Ausländer, Springerstiefel tragen sie ja eh dienstlich. Die Bund-Interne Russenmafia dealt in Uniform und die anderen fahren mit ihrem „Marder“ zum McDrive? Bundeswehr im Inneren oder eine schmutzige Bombe, da komme ich echt in Entscheidungsnöte.

Freitag, 28. September 2007

SUVs

Warum hat es der gesunde Menschenverstand eigentlich so schwer sich durchzusetzen? Ganz klar. Er ist völlig untermotorisiert, hat zu schmale Reifen, zu wenig Drehmoment. Keinen dicken Auspuff, keine polierten Stoßfänger, schlicht keinen Sexappeal. Der gesunde Menschenverstand ist ein Toyota Corolla womöglich noch mit Hybridmotor.
Ganz anders das SUV. Das ist übersteigertes Selbstbewusstsein auf vier Rädern. Nur noch veredelt durch einen „Sylt-Silhouetten“ Aufkleber oder einem „St. Moritz – Top of the World“ Sticker.
Lange habe ich mich gefragt, wer solche Dinger überhaupt fahren will. Wer einen landwirtschaftlichen Großbetrieb führt, dachte ich, und sein Lieblingsschaf zum Date von der Koppel holen will, ja der braucht ein SUV. Aber in der Großstadt? Zwecklos. Autos für die man einen Truppenübungsplatz mittlerer Größe benötigt, um zu parken und die auf der Autobahn Geräusche machen wie der Bulle von Tölz beim Treppensteigen, kann doch wirklich niemand haben wollen. Allmählich aber komme ich hinter die Botschaft der Karre, die da lautet: Ich komme überall hin. Ich kann locker durch eure Vorstadt-Favellas cruisen und notfalls auch drüber hinweg, weil ich es geschafft habe und ihr nicht. Ich habe Geld UND Bodenfreiheit!
Bleibt die Frage, was SUV eigentlich heißt. So unglaublich vulgär? Wahrscheinlich.

GEZ-Werbung

Ich habe nichts gegen die GEZ – absolut gar nichts. Um meine Oma zu zitieren: Der Herrgott hat einen großen Tierpark. Wie wahr, und da muss es eben auch ein Geier-Gehege geben. Was mich ankotzt ist die Werbung. Früher der harte Ghetto-Kerl mit der GEZ-Kette. Dem hätte man in Neukölln doch „Ich f**** Florian Silbereisen“ auf den Steiß tätowiert. Mindestens.
Und jetzt also diese fiese Nöseltrine (Julia Hummer), die „natürlich zahlt“ und angeblich berühmt ist. Nein, sie hat mich nicht überzeugt. Sinn der GEZ ist es doch, junge Leute wie mich dazu zu bringen, die Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem Geld zu unterstützen, oder? Wir sind ja so was wie die GEZ-Sorgenkinder. Aber bei der GEZ-Werbung stimmt doch die Psychologie vorne und hinten nicht. Wie war das denn in der Schule? Da haben wir doch auch nicht die Hausaufgaben gemacht, nur weil die Klassenstreberin öffentlich erklärt hat, sie habe sie bereits in Schönschrift angefertigt und der Lehrerin in einem parfümierten Umschlag überreicht.Also mein Tipp an die GEZ: Entweder ihr spart euch das Geld für so eine hohle Werbung und steckt die ganze Kohle in die Verfeinerung eurer Spitzelkolonnen, oder ihr setzt ein echtes Zeichen, dass euch die Jugend wichtig ist. Ich denke da an eine Samstagabend Show mit dem Titel „Das große Volksmusik-Massaker“. Na wie wär’s?

Donnerstag, 27. September 2007

Schleimgold Dreckmann

Wer an Reinhold Beckmann denkt, dem kommt vieles in den Sinn. Anbiedernde Laberkacke zum Beispiel. Wenn Beckmann mal wieder über seinen Schreibtisch herüberschleimt und sich an seine Gäste klebt wie ein Putzerfisch an den Walfischhoden, dann ist klar: Beckmann ist Fernsehen at its worst. Er ist der einzige Moderator in Deutschland mit Zwei-Gang-Getriebe: Anbiedern oder Fertigmachen. In letzteren schaltet Beckmann freilich nur, wenn die Öffentlichkeit das Opfer schon längst zum Abschuss freigegeben hat (z.B. Ulle). Das besonders Infame daran ist, dass das Opfer den Schleimgold erwartet und den Dreckmann bekommt. Das Ergebnis ist dann so eine schmerzhafte Operation wie bei Jan Ullrich.
Soviel aalglatter Medien Opportunismus, das pack ich nicht. Ich schlage deswegen die Einführung einer neuen (Mikro)Zeiteinheit vor: den ‚Beck’. Definiert als die Zeitspanne, die man Beckmann schauen kann, ohne klumpig aufzustoßen. Ein Beck, das sind für mich ganz persönlich 60 Sekunden. Höchstens.

Mittwoch, 26. September 2007

Kevinismus

Ein Gespenst geht um in Deutschland, das Gespenst des Kevinismus. Ich fürchte, bald werden wir alle von Bälger-Banden terrorisiert, die sich so schlecht benehmen wie ihre Vornamen klingen. Ich rede von Kindern, die die Wirklichkeit mit einem Playstation-Spiel verwechseln und erwarten, dass alles um sie tanzt. Die alles fordern, aber von allem gelangweilt sind. Und wo Langeweile hinführt das weiß man ja. Damit wir uns richtig verstehen: Kevinisten sind keine Lausbuben, sondern Terrorfürsten und Mobbingprofis.
Neulich auf der Minigolfanlage standen hinter mir so zwei Vertreter: Ein Kevin mit seinem besten Freund Steven. Die beiden ausstaffiert wie Kindermodels, Haare gegelt. Der Testosteronspiegel noch auf Grundwassertiefe, aber schon genug Aggression für ein mittleres Schulmassaker. Die Eltern anständig, aber leider noch drei Löcher zurück. Kevin und Steven also außer Reichweite. Kevin schwärmte, er wolle einen Klassenkameraden mal richtig beleidigen – „so dass es echt wehtut“ am liebsten aber würde er „ihn totschlagen“. „Tu’s doch“ sekundierte ihm Steven. Na denn. Ein Hoch auf die Zukunft des deutschen Jugendstrafvollzugs. Lange lebe der Kevinismus!

Dienstag, 25. September 2007

Subway

Ich weiß nicht, was ich von einer Imbisskette erwarten soll, die auf Deutsch ‚Unterführung’ heißen müsste. Uringeruch? Graffiti? Einen Obdachlosen, der im Tablettwagen wohnt? Die bildungsnahen Schichten, werden jetzt einwenden: Dass das natürlich Amerikanisches Englisch ist und „U-Bahn“ bedeutet. Bleibt die Frage, ob das appetitlicher ist. Unterirdisch klingt es allemal.
‚Subway’ hat jedenfalls seinen Siegeszug durch die Republik angetreten. Da, wo ich früher meine Schuhe gekauft habe, gibt es jetzt also Sandwich. Würde mal gerne wissen, ob sich da auch geschmacklich etwas verändert hat.
„Jeden Tag ein leckeres Sub!“ schreit mich die neue Filiale an. Na gut. Jetzt mal Klartext zwischen potentiellem Kunden und U-Bahn-Unterführung: Was genau soll das sein? Ein U-Boot? Steno für „Sub-optimales Sandwich?“. Ich weiß es nicht, aber vielleicht kommt ja der Tag, an dem ich doch das Bedürfnis verspüre, ein überteuertes Butterbrot zu essen. Dann sitze ich zwischen lauter Leuten, die diese revolutionäre Innovation aus Teig und Fett feiern und träume von meiner eigenen Imbissbude. Die würde ich dann ‚Bahnhofstoilette’ nennen. Denn beim Namen darf man keine Kompromisse machen.