Sonntag, 21. Dezember 2008

Tübinger Dialog

Treffen sich zwei Frauen mittleren Alters in einem Tübinger Café. Eine von ihnen hatte kürzlich Geburtstag und bekommt von der anderen ein Bild geschenkt.
Geburtstagskind: "Wo soll ich das denn aufhängen, wegen dem Energiefluss und so?"
Freundin: "Ach, Du hast so ein feines Gespür, das merkst Du schon selber."
Geburtstagskind: "Ich werde sicherheitshalber auch noch einen Brunnen aufstellen."
Dann beisst das vollschlanke Geburtstagskind in ihre Himbeer-Sahne-Torte. Was die mit ihrem Energiefluss anstellt, will ich lieber nicht wissen.

Samstag, 20. Dezember 2008

Helmut Schmidt

Jetzt fehlt nur noch die BRAVO. Alle anderen deutschen Medien haben Helmut Schmidt längst gehuldigt. Wann also kommt der Helmut-Schmidt-Starschnitt? Wann tragen Teenies wieder Prinz-Heinrich-Mützen?
Diese Jubiläums-Hysterie ist nichts Neues: Ohne ein rundes Datum als Aufhänger, bei Schmidt ist es der 90. Geburtstag, braucht man heute über ein Thema gar nicht mehr nachdenken. Die aktuelle Schmidt-Euphorie kommt mir vor wie der deutsche Abklatsch der Obamania in den USA - Opamania, sozusagen. Amerika feiert den jüngsten Präsidenten aller Zeiten und wir den ältesten Kanzler, den wir noch haben. Das ist traurig, zeigt es doch wie grau unser Politpersonal ist. Charisma: Fehlanzeige. An Schmidts Lebensleistung will ich gar nicht rumdeuteln, auch wenn man nicht gleich jeden Furz zum Evangelium machen muss, wie es die Schmidt-Groupies in der ZEIT-Redaktion tun. Aber: Sollten wir unseren Enthusiasmus nicht für jemanden aufheben, der politisch noch aktiv ist? Ein Greis ist kein Hoffnungsträger. Egal, ob er mal ein Weltökonom war oder nicht.

Freitag, 19. Dezember 2008

RAF und Popstars

Die Nachrichten des Tages lauten: Antonella kommt in die Band, und Christian (Klar) kommt aus dem Knast. Beides Entscheidungen, die das gesunde Geschmacksempfinden belasten, mit denen man aber leben muss. Schließlich sind beide ja irgendwie im Namen des Volkes getroffen worden. Mein Vorschlag: Könnte man Christian Klar anstatt ihn im Berliner Ensemble zu parken, zum nächsten Popstars-Jury-Mitglied ernennen? Dann kann er live erleben, was die ausgebeutete Unterschicht heute so treibt. Für einen alten "Volksbefreier" wie ihn, ist das doch sicherlich eine interessante Erfahrung.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Tübingen

Seit ein paar Tagen bin ich in Schwabistan gestrandet. Genauer: In Tübingen. Hier herrscht das grüne Millieu im Modelleisenbahn-Format. Gebildet, gepflegt und mächtig zufrieden. Man isst Bio, kauft auf dem Weihnachtsmarkt Baumelketten, die Frauen sehen aus wie evangelische Religionslehrerinnen und in der Mensa machen die Studenten brav Anti-Kapitalismus-Performance. Man bespricht die Probleme der Welt, von ihnen berührt wird man hier nicht. Das ist angenehm, aber einschläfernd. Da wünsche ich mich zurück nach Berlin, trotz des Drecks und des ruppigen Tons.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Fensterputzen

Ich putze keine Fenster. Das ist mir zu oberflächlich.

Montag, 8. Dezember 2008

Ohrstöpsel-Terrorismus

Seit der Erfindung des Walkman muss niemand mehr seine Umwelt ertragen: Ohrstöpsel rein und die anderen bleiben draußen. Mosernde Penner in der U-Bahn, schreiende Kevins, rückwärtsfahrende Lieferwagen oder wer sonst noch gerade seinen Lärmmüll in der Öffentlichkeit verklappt. Das ist ein wahres Wunder. Man rauscht durch die Welt und denkt, der Herrgott persönlich hätte einem seine Lieblingsplatte aufgelegt. Aber das Wunder hat einen Haken: Außerhalb der Stöpsel bleibt nur ein fieses Scheppern übrig. Und das teilen die Ohrstöpselzombies gerne mit ihren Mitreisenden. Da kennen die nix. So wie gestern, die Frau in meinem Bahnabteil. Sie hatte den seligen Blick, und ich mußte mir die Reste von Grönemeyer anhören. Wäre es da nicht besser, gleich einen Lautsprecher mitzunehmen? Aber vielleicht bin ich ja das Problem: Weil ich mich nicht in jeder freien Minute in einen Zombie verwandele.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Lesen #4 - Geschichte des Zionismus

Was ist Zionismus? Brenner liefert eine packende und historisch gut unterfütterte Antwort auf diese Frage. Dabei wird eines schnell klar: wie uninformiert und flach die Diskussion des Nahostkonflikts meistens geführt wird. Gerade diejenigen, die sich in dieser Sache so gerne ereifern sei das Buch empfohlen. Sein größte Stärke: Es bleibt stets unparteiisch.
P.S. Ich suche schon nach dem nächsten Buch aus der Reihe C.H.Beck Wissen. Eine Frage hätte ich an die Herausgeber: Warum werden keine Wirtschaftsthemen behandelt? Mein Wunschtitel wäre: "Eine Geschichte des Geldes".

Dienstag, 2. Dezember 2008

Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmärkte - das ist die Kulisse vom Musikantenstadl zuzüglich Glühwein und Riesenbratwürsten. Das ist pervers, aber immer noch besser als nüchtern und hungrig im Dezemberregen zu stehen. Besonders grotesk ist diese Mischung aus altdeutschem Heimatfilm, Cholesterin und Nippes am Potsdamer Platz. Da bemühen sich die besten Architekten der Welt jahrelang um eine moderne Mitte und was macht man: Stellt sie mit Wurstbuden im Alpenlook zu. Egal, es gibt ja Glühwein...
Der einzige Weihnachtsmarkt in Berlin, über den ich mich wirklich aufregen kann, ist der "Weihnachtszauber" auf dem Gendarmenmarkt. Der Grund: Er kostet Eintritt. Zwar nur einen Euro, aber ich finde es eine Frechheit den schönsten Platz Berlins zuzustellen und auch noch Geld dafür zu verlangen. Öffentlicher Raum muss öffentlich bleiben - auch in der Weihnachtszeit und es ist mir völlig egal, wenn die Buden dafür schöner und das Essen hochwertiger ist als anderswo. Dann schon lieber Glühwein und fettige Riesenbratwürste.