Donnerstag, 30. Oktober 2008

Schmidt & Pocher

...enttäuschen mich immer mehr. Die letzte Woche hat doch wohl genug Stoff für ein paar Stand-Up Witze geliefert: Unter anderem ist die VW Aktie abgegangen wie ein Käfer, an den man eine Feststoffrakete geschnallt hat. Und was macht Harald Schmidt daraus? Er braucht gefühlte zehn Minuten, um zu sagen, dass man damit sein Geld hätte verfünfachen können. Ich würde sagen: Finger weg von Schmidt & Pocher Aktien! Denn in fallende Messer soll man nicht greifen.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Im Waschsalon

Früher habe ich gedacht, Waschsalons seien der ideale Ort zum Flirten. Auch so ein romantisches Klischee, das meinen Umzug nach Berlin nicht überlebt hat.
Statt junger Mädels treffe ich am Mehringdamm meist nur hektische mittelalte Männer, die aussehen, als lebten sie seit ihrem 40. Geburtstag auf der Straße. Mürrrisch hantieren sie mit einem ganzen System aus Tüten und Handkarren. Wenn Sie nach viel Deckel-Knallerei endlich fertig sind, stopfen sie ihre feuchten, farblosen Klamotten mit so viel Wucht in die mitgebrachten Plastiksäcke als würden sie nicht ihre Wäsche machen, sondern eine Leiche beseitigen. Und in der Luft schwebt kein Frühlingswäschenduft - nur der Gestank männlicher Einsamkeit: Schweiß, Rauch und ein Hauch von Alkohol. Psychopathen-Aroma.
Im besten Fall kommen ein paar junge Männer: Schüler, Austauschstudenten, eben Leute, die zu weit weg von Mama wohnen, um ihre Liebe mit Wäschepaketen zu strapazieren. Die Stöpsel im Ohr und mit dem Hirn ganz woanders. Nur ihre Kimme lugt jedesmal hellwach über den Rand der Trainingshose, wenn sie sich bücken, um ihre Unterhosen in einem IKEA-Beutel zu verstauen.
Da hocke ich dann und die Trommeln starren mich mit großen, offenen Klappen an. Fast so als seien sie erstaunt, dass hier wirklich jemand freiwillig seinen Mittwochabend verbringt.

Montag, 27. Oktober 2008

Lieber Cherno Jobatey

Guido Knopp ist nicht "der beste Historiker der Welt", wie Du am letzten Freitag im Morgenmagazin großspurig verkündet hast. Ich habe sogar meine Zweifel, ob er überhaupt ein Historiker ist. Denn: Würde jemand, dem wirklich etwas an der Geschichte liegt, einen abgehalfterten "Herzblatt"-Moderator als "Milliardärsexperten" verkleiden und ihn zum Sexleben von Athina Onassis befragen? Mit Sicherheit nicht. Dass Knopp die Sendung "History" nennt, macht die Sache auch nicht besser. Als ob der englische Name so einen Scheiß rechtfertigen würde. Warum nur mußte ich plötzlich an Marcel Reich-Ranicki denken, als ihr da so zusammen saßt?

Dienstag, 21. Oktober 2008

Heiner Geißler

Die schlimmste Folge der Finanzkrise heißt Heiner Geißler. Seitdem die Banken schwanken, darf der "Querdenker" wieder überall sein Lied vom Ende des Kapitalismus singen, der genauso falsch sei wie der Kommunismus. Allein der Titel sollte Mißtrauen hervorrufen: Ein Querdenker, den jeder so nennt, ist alles andere als unkonventionell. Und so wiederholt Geißlers Kritik auch nur die alte linke Leier - mit dem "Dritten Weg" als sozialutopische Wichsvorlage. Wenn wir am Kapitalismus festhielten, so die Argumentation, würden solche Krisen wie die derzeitige unausweichlich bleiben und sich immer wiederholen. So what? Krisen gehören zum Kapitalismus dazu - niemand hat nach der Tulpenblase in Holland gedacht: Na gut, machen wir eben wieder Feudalismus. Besser ist es in den letzten vierhundert Jahren trotzdem geworden.
Und wer sich mehr staatliche Regulierung wünscht, braucht gar nicht Richtung Sozialismus zu schielen, der "New Deal" der 30er Jahre reicht als abschreckendes Beispiel völlig aus. Natürlich brauchen wir wieder Regeln für den Finanzmarkt - wenn der "New Deal" eines gebracht hat, dann war es die Etablierung der Börsenaufsicht SEC. Aber wenn ich diese Verbandsjunkies höre, die sich an ihrer eigenen moralischen Redlichkeit aufgeilen - dann kriege ich Angst. Ich will nicht, dass Heiner Geißler sich eine neue Weltordnung ausdenkt. Da nehme ich lieber Josef Ackermann.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Baader-Meinhof-Komplex

Wenn Andreas Baader und Gudrun Ensslin noch lebten, wären sie genau im richtigen Alter für "Wolke 9".

Freitag, 17. Oktober 2008

Die Bahn kommt (verspätet)

Verspätungen gehören zur Bahn dazu. Vor allem, wenn die ICE-Achsen Osteoporose haben. Ist nicht weiter schlimm. Ob ich zwanzig Minuten lang staune, wie häßlich Kassel-Wilhelmshöhe ist oder nur zehn. Egal. Wenn's nach mir geht, bräuchte sich die Bahn noch nicht mal für Verspätungen zu entschuldigen. Aber der oft gehörte Satz der Zug käme "aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf'" zu spät - der bringt mich zum kochen. Das heißt übersetzt doch nur: "der Zug kommt zu spät, weil er zu spät dran ist." So nichtssagend wie das Treueversprechen eines Sexsüchtigen.

Lesen #1

Gestern "A spot of bother" von Mark Haddon fertig gelesen. Papi dreht durch, Mutti schläft fremd, Sohnemann ist schwul und die Tochter alleinerziehend. Grandios, weil es trotzallem witzig ist. Absolutes Muss für gestörte Mittelschichtkinder wie mich.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Guns and Religion

In einen durschnittlich großen menschlichen Kopf passen 1,5 Kilo Hirn oder unendlich viel Scheiße. Der beste Beweis für diese These: Ein junger Mann, der bei einer Wahlkampfrede von John McCain ein Schild mit der Aufschrift "PA citizens for guns and religion" in die Kamera hielt. "PA" steht übrigens nicht für "Pakistanische Attentäter", sondern für den Bundesstaat Pennsylvania. Tiefstes, christliches Amerika, also.
Das ist eine politische Botschaft von so aberwitziger Beklopptheit, da muss man eigentlich schon wieder vor Dankbarkeit auf die Knie fallen. In meinem Kopf lief sogleich ein Actionfilm biblischen Formats an: Jesus Christus - auf dem Weg zur Kreuzigung - zieht aus dem blutverdreckten Gewand eine durchgeladene Maschinenpistole und schreibt das Evangelium mit Kaliber 7,62 mm in die feisten Bäuche der Ungläubigen. Halleluja!