Freitag, 26. Oktober 2007

Das Evangelium des Horst

Ist die SPIEGEL-Bestsellerliste auch ein Gradmesser für allgemeine Bedeutsamkeit? Wenn ja, dann ist Horst Lichter verdammt wichtig. Mit seiner Biographie liegt er nämlich in selbiger vor Wowereit, Alan Greenspan, dem Papst und Bohlens Bobbelsche! Wow! Da musste ich mir das Ding einfach mal ansehen.
Gekauft habe ich es mir natürlich nicht. Muss man auch gar nicht, denn Lichter und sein Ghostwriter Markus Lanz, haben die 5-Minuten-Terrine unter den Promibiographien geschaffen: Zwar hat das Werk 239 Seiten, aber die Lektüre verschlingt nicht mehr Zeit als das Anrühren einer Fertigsuppe. Großdruck und Fotos sei dank.
Das Buch ist das Ergebnis einer einwöchigen Beichtsession zwischen Lichter und Lanz. Ja, der aalige Explosiv-Lanz. RTLs Fachmann für Unterschichttragödien und Mülltonnenspionage. Nicht gerade mein Traumbeichtvater. Schon beim Lesen des Klappentextes musste ich zum ersten Mal würgen. Bei soviel krummem Wortwitz („Horst Lichter ist der Krisenherd der gehobenen Küche“) und einer solchen Überdosis Schicksalsschlagsahne, wird mir einfach schlecht.
Bei weiterem Lesen, beschlich mich allerdings eine erste Ahnung, warum diese Biographie so ein großer Erfolg war. Sie ist ein getarntes Selbsthilfebuch. Eine Art Horst-Evangelium . Eine Pilgerfahrt durch die Küchenzeile. Die von Markus Lanz hübsch frisierte Lebensgeschichte des Horst Lichter gibt allen „meganormalen“ die Hoffnung, dass sie ihr langweiliges Leben ändern und doch noch „ihren Traum leben“ können (würg!). In Lanzs Wortwahl liest sich das so: „„In der Welt gibt es mehr Gurken als Gourmets, und Lichter gibt ihnen das gute Gefühl, dass irgendwie auch Gurken Glanz besitzen.“ Na denn ihr Gurken: Kauft das Teil!

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