Montag, 8. Oktober 2007

Fensterbankdenunzianten

Soeben klingelt es an meiner Tür. Ich mache auf, wer steht da? Die Polizei. Ob ich etwas mit dem "herrenlosen Fahrrad" zu tun hätte, das vor der Tür stehe. Ich sagte: Halihalohalöle? Das ist mein Rad, das habe ich da abgestellt, weil ich gleich noch einkaufen wollte. Das Rad wäre nur dann "herrenlos", wenn mir heute auf dem Nachhauseweg plötzlich der Schniedel abgefallen wäre. "Aber sie haben es doch nicht angeschlossen?" Richtig. Habe ich nicht. Weil ich in einer anständigen Ecke wohne und weil das ja noch nicht Pflicht ist. Da hat die Polizei dann doch noch mal Gnade vor Recht ergehen lassen und mir das Rad nicht weggenommen. Aber meinen Namen wollten sie dann doch. Es könnte ja sein, dass gegen mich noch ein Haftbefehl wegen wiederholten öffentlichen Fahrradabstellens existiert.
Auf meine Frage, warum sie sich eigentlich so viel Mühe wegen eines alten Gebrauchtrads machten, antworteten sie mir, es habe da einen Anruf von einem Nachbarn gegeben. Ah. Jetzt verstehe ich! Mein lieber Herr Nachbar und seine Katalogfrau haben sich also als Fensterbankdenunzianten enttarnt: Immer schön rausgucken, bloß kein eigenes Leben haben und dann kräftig melden, melden, melden....
Gerade in solchen Momente aber, bin ich zutiefst dankbar, dass ich in Deutschland lebe und nicht - na sagen wir mal - in Nordkorea. Denn dann würde ich jetzt aus dem Arbeitslager schreiben. bzw. ich würde nicht schreiben, sondern Eisenerz mit der Zahnbürste aus dem Fels kratzen und mein Nachbar hätte endlich freie Sicht auf die Hecke.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Klobürste, bitte melde dich

Ich komme gerade von der Toilette. Nicht von meiner eigenen. Käme ich von meiner eigenen, gäbe es nichts zu meckern. Mein Badezimmer ist ein sauberer, lichtdurchfluteter Traum und vor allem bekommt meine Klobürste dort genug Auslauf.
Dass das nicht überall so ist, musste ich gerade wieder entsetzt feststellen. In Deutschland streiken offensichtlich nicht nur die Lokführer, sondern auch die Toilettenbesucher. Und zwar nicht beim Abseilen ihrer braunen Fracht, sondern bei der Beseitigung der Spuren.
Die Stilrichtungen mögen verschieden sein: Der eine malt seine braunen Bremsspuren mit breitem Pinsel, die andere sprüht lieber eine Form des fäkalen „Actionpainting“ in die Porzellangalerie. Aber alle Künstler lieben ihre Werke so sehr, dass sie sie auf keinen Fall zerstören wollen. Nein, sie hinterlassen sie der Nachwelt, um sie zu bestaunen. Ganz so als wären sie keine Dünnpfiffschleudern, sondern Michelangelo höchstpersönlich und hätten nicht eine Kloschüssel braun ausgemalt, sondern die verdammte Sixtinische Kapelle. So viel kottechnischer Egozentrismus stinkt mir gewaltig. Ist es zu viel verlangt die Spuren zu beseitigen? Haben die Deutschen alle chronische Rückenprobleme und können sich nicht mehr bücken? Oder ist es die Angst, die Klobürste zu berühren? Dabei, kann ich alle Bürstenverweigerer beruhigen. Die Klobürste ist das hygienischste in der ganzen Kabine. Die hat vor Ihnen garantiert niemand angefasst.

Freitag, 5. Oktober 2007

Verschwörungstheorien

Ich war gestern im Kino. Ein witziger Film. Brauche an dieser Stelle also kein Wort darüber verlieren, aber der Trailer davor hat mich aufgeregt. Der neue Film von Nicholas Cage: „National Treasure 2: The Book of Secrets” Das Machwerk dreht sich um ein Buch in dem „die Wahrheit“ exklusiv für den jeweiligen US-Präsidenten festgehalten ist. Da kann George W. dann abends nachlesen Wer JFK wirklich erschossen hat, wo die Mondlandung wirklich gedreht worden ist, und was wirklich in Coca-Cola drin ist. Oder so ähnlich. Wenn dem Präsidenten jemals nach lesen zu Mute wäre. So eine Art „All you can eat“ für Verschwörungstheoretiker also.
Und wieder einmal wird die olle Pestbeule „Weltverschwörung“ angezapft, um kräftig Kohle abzuzocken. Ich dachte man darf kranke Menschen nicht ausbeuten? Denn der Glaube an Verschwörungstheorien ist zweifellos eine der nervigsten Epidemien überhaupt. Da wird die ganze Weltgeschichte in ein mittelalterlich-düsteres Zwangsjacket gezwängt. Was früher der Teufel war, ist heute die CIA oder die Juden, die im Hintergrund die Strippen ziehen und uns alle für dumm verkaufen. Dabei sind die Evangelien der Verschwörungstheoretiker (wie „Loose Change“ z.B.) Musterbeispiele einer pervertierten Propaganda-Logik, der Suggestion und der Verdrehung. Gierig aufgesogen von zu kleinen Egos, die so ihr Minderwertigkeitsgefühl in missionarischer Besserwisserei überkompensieren können. Die Folge: Eine ständige Litanei des „ich aber weiß, wie es wirklich war“ „ich kleiner Kerl habe den Teufel durchschaut.“ Das nervt. Schlimmer sind nur die, die sich damit die Rosetten vergolden lassen. Wenn die CIA so mächtig ist, frage ich mich, warum unternimmt sie nicht endlich etwas gegen Galileo Mystery. Es wäre wirklich an der Zeit.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Fernsehköche

Warum bloß ist Fernsehkochen wieder in? Manchmal wünschte ich mir Kerners Köche wären Kannibalistische Pygmäen. Dann wäre mir auch egal, was sie mit ihm machen: kochen, dünsten, braten. Ob mit oder ohne Avocado-Dip, Hauptsache es wird aufgegessen.

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Arcandor, Evonik und Co.

Wenn J.R.R. Tolkien heute leben würde, dann hätte er sich nie die Mühe gemacht die „Herr der Ringe“ Schinken zu entwickeln, geschweige denn sie zu Ende zu schreiben. Er hätte wahrscheinlich einfach nur seine Kunstnamen vertickt. „Mordor“, „Gondor“ da wäre doch auch was für die Deutsche Telekom dabei gewesen.
Keine Frage: Rebranding ist das Ding der Stunde. Karstadt und die RAG haben den Schritt schon gewagt. Arcandor, der Name stehe für „Verlässlichkeit, Treue und Mut“. Das leuchtet ein. Man sagt ja auch „meine Freundin ist treu wie Arcandor“, oder auch „du bist mir ja ein mutiger Arcandor“. Es könnte sich bei Arcandor natürlich auch um das Alter Ego eines leicht übergewichtigen Tekkie-Nerds handeln. Ich hoffe die PR-Agentur hat das vorher ausgecheckt. Evonik klingt hingegen wie ein Einsteigeprogramm von Scientology – und hat genauso viel Charme. Aber sei es wie es ist, wenn „rebranding“ so in ist, warum rebranden wir nicht gleich Deutschland, Europa, oder meinetwegen auch Bottrop? Ganz nach dem Motto „Raider heißt jetzt Twix“. Ich sehe hier noch enormes Wachstumspotential. Mein Vorschlag für die Republik wäre Competenzia. Ich habe schon die Pressemitteilung der Bundesregierung vor Augen: „Mit der Umbenennung Deutschlands in Competenzia – zieht die Bundesregierung einen klaren Trennstrich zur dunklen Vergangenheit unseres Landes – der neue Name steht für eine Besinnung auf Stärke, Innovationskraft und einen mediterran-heiteren, beinahe femininen Charme.“ Ungeahnte Möglichkeiten. Ich warte auf Vorschläge. Ab jetzt…

Dienstag, 2. Oktober 2007

Ryanair

Bös, böser, Billigflug. Klimakiller mit zwei Tragflächen. Überhaupt kommen Ryanair-Passagiere gleich nach den Delphinschlächtern von Grönland in der Hassrangliste der Umweltpolitiker. Da hilft es auch nicht, wenn man sich in der Flughafenlounge mit Krombacher einen ganzen Regenwald zusammensäuft. Wer billig fliegt, der tötet bekanntlich die Zukunft, die wir unseren Kindern vererben werden. Da frag ich mich: Geht doch eh alles für die Erbschaftssteuer drauf, kann man doch wenigstens Mal ein lustiges Wochenende in Prag verbringen. Nein! Flugreisen müssen teuer sein, damit die wichtigen Leute die schönen Flecken dieser Welt nicht mehr mit dem Pack zu teilen brauchen. Dabei weiß doch jeder, dass das wahre Verbrechen von Ryanair ein ganz anderes ist: Man hat mir die Illusion geraubt, dass Stewardessen begehrenswerte weltläufige elfengleiche Geschöpfe sind, die mir mit dem Erfrischungstuch den Schweiß von der Stirn tupfen wollen. Ryanair-Stewardessen sind entweder Spanische Dominas oder Irische Preisboxerinnen. Wenn irgendwann einmal – und ich hoffe wirklich, dass das nie passiert - eine Ryanairmaschine vom Himmel fällt, dann werde Ich auf die Auswertung der Black Box warten. Absturzursache: Überladung im Serviceteam. Ich wäre nicht überrascht.

Montag, 1. Oktober 2007

LaFee – Wir Kinder vom Hauptschulmädchenklo

Mit LaFee komme ich nicht klar. Meine Probleme fangen schon beim Namen an: LaFee. Welche Fee soll das denn bitteschön sein? Die „Ey Du Wichser hast drei verfickte Wünsche frei-Fee“? Oder die „Wünsch dir was Du Arsch, oder ich polier dir die Fresse-Fee“?
Für die Pickelpresse der Pubertätsmagazine ist LaFee nur das „junge, rebellische Rockgirl, das singt, was es denkt.“ Die Songs klingen dann ein bisschen wie BravoGirl meets Tourette-Syndrom. Denn vor allem ist LaFee sauer. Auf Ex-Freunde, deren neuen Freundinnen, ihre ehemals besten Freundinnen und so weiter. Aber anscheinend auch auf den Akkusativ. Deswegen ignoriert sie ihn eiskalt. Ist ja auch völlig überbewertet der Akkusativ. Ich sag nur: „Beweg DEIN Arsch!“.
Hinter LaFees emanzipatorischer Leistung, als erster weiblicher Teenager Wörter wie Titten, Arsch, Scheiße und Schlampe in die typischen Pubertätslyrik einzubauen, lauert natürlich wieder eine PR-Maschinerie, die aus der Tochter eines rheinischen Brummifahrers und einer griechischen Imbissbesitzerin mal eben das rumrotzende Sprachrohr der benachteiligten Mädchenmassen macht. Denn LaFee motzt vor allem gegen die Schönen, die Reichen und die Gewinner. Die offene Aggressivität ist dabei nur Teil eines fein kalkulierten Tabubruchs. Die größte Innovation – die Erfindung des LaFee-Schläfen-Geweihs – schafft die Corporate Identity dazu. Für mich passt LaFee wie die Faust aufs Auge. Ihre Musik ist der perfekte Soundtrack für das Hauptschul-Mädchenklo.