Montag, 10. November 2008

Ein Quantum mehr Drehbuch, bitte!

Der neue Bond ist draußen. Obwohl ich meine Erwartungen bereits auf Nick-Nack-Niveau heruntergefahren hatte, wurde ich trotzdem enttäuscht. Eins vorab: Daniel Craig war nicht schuld. Er war so brutal überzeugend wie in Casino Royale. Es hat an anderer Stelle gehakt.

1. Zuviel Action

Gute Bond-Filme haben immer einen Rhythmus aus Actionszenen und klugen, witzigen Dialogen. Bei "QoS" ist das Verhältnis gekippt. Vor allem in der ersten halben Stunde. Da wurde der monströse Cliffhanger aus Casino Royale mutwillig verdaddelt.

2. Wo war der Mythos?

Der Anfang von Casino Royale war eine Offenbarung. Weil er gezeigt hat, dass man die Standards eines Bond-Filmes neu interpretieren und beleben kann. Bei "QoS" wurden sie einfach weggelassen. Der Vorspann war mau, die Musik auch. Und wo zum Teufel war das "gun-barrel motiv"?

3. Bondgirl?

Olga Kurylenko war ein Desaster. Sie wirkte die ganze Zeit wie ein gelangweilter Teenager, der darauf wartet, dass ihr Papi sie endlich von der Schule abholt. Ihre Rachegedanken habe ich dem ollen Schmollmund nicht abgenommen. Das habe ich "In tödlicher Mission" schon mal besser gesehen. Mit Eva Green will ich sie erst gar nicht vergleichen. Das wäre nicht fair.

4. Bond und wer sonst noch?

"QoS" hat einen soliden Bösewicht: Dominic Greene schlängelt sich wie ein übelgelauntes Chamäleon durch den Film und liefert einen weiteren Beweis für die alte Bond-Weisheit, dass ein ausländischer Akzent niemals schaden kann. Aber sonst? Wenn man von M mal absieht gibt es niemanden, der 007 das Wasser reichen kann. Nur kurz kommen mit Mathis und Fields zwei Charaktere in den Film, mit denen sich so etwas wie ein Dialog entwickelt. Das Drehbuch killt beide nach gefühlten fünf Minuten wieder. Warum? Weil man zum x-ten Mal zeigen wollte, wie sich Daniel Craig mit bloßen Händen durch ein Treppenhaus boxt?

Mein Fazit:

Casino Royale war revolutionär und deswegen unglaublich gut. Aber der Film hatte auch einen konservativen Kern, ohne den sein Erfolg nicht denkbar gewesen wäre: Ian Flemings Romanvorlage. In "CR" wollte man Bond einerseits neu erfinden und andererseits ein fünfzig Jahre altes Buch verfilmen, das zum großen Teil aus Kartenspielen besteht. Die Lösung der Drehbuchautoren hat Spannung geschaffen. Jetzt ist alles verfilmt - und dem 22. Bond-Film blieb nur ein obskurer Titel aus Flemings Feder übrig. Man steht also wieder alleine da. Und so war auch das Drehbuch von "QoS". Unter der neuen Bildsprache, der Craig-Härte lauert schon der alte Bond-Brei: Bösewicht mit Monsterplan nur durch abstruse Stunts zu stoppen. Der nächste Bond braucht kein neues Actionhighlight, sondern einen Drehbuchautor von Flemings Format.

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