Mittwoch, 12. November 2008

Überschätzte Orte #1

Berlin, Friedrichsstraße.
Rauf aufs Rad und rein in die Morgendepression: Der Mehringplatz, eine kreisrunde Gesellschaftswüste. Waren die herumlungernden Jugendlichen schon auf der Zeichnung des Architekten? Hätte man dieses Elend dann gebaut?
Weiter: Es sieht aus wie Duisburg. Ein KiK-Discounter, "Ware aus zweiter Hand für Bedürftige", daneben Polizei. Achtung: Rechts vor links! So hipp ist die südliche Friedrichsstraße!
Am Checkpoint Charlie wird scharf geschossen, hier knipsen Touristen Geschichte. Wenn kratzt es, dass alles Staffage ist? Da kommt schon die Mauer: ein schmales Band aus Kopfsteinpflaster. Beim Grenzdurchbruch ruckelt das Rad.
Plötzlich: Shoppingpaläste drängeln sich an den Seiten. Rapide steigender Botoxspiegel. Taxis zwängen sich in den Verkehr. Ecke Unter den Linden: Upper East Side gerade fertig geworden. Jabinichinmanhattanoderwas?
Vorbei am Spreedreieck. Bauarbeiter hängen grauen Fassadenpanzer an ein Betongerüst. Wird auch bald fertig, und sieht jetzt schon so aus. Das niedliche Stück Dachpappe heißt Tränenpalast. Weidendammer Brücke: Preußens Adler hat Grafitti am Bauch.
Und aus.

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