Mittwoch, 29. Oktober 2008

Im Waschsalon

Früher habe ich gedacht, Waschsalons seien der ideale Ort zum Flirten. Auch so ein romantisches Klischee, das meinen Umzug nach Berlin nicht überlebt hat.
Statt junger Mädels treffe ich am Mehringdamm meist nur hektische mittelalte Männer, die aussehen, als lebten sie seit ihrem 40. Geburtstag auf der Straße. Mürrrisch hantieren sie mit einem ganzen System aus Tüten und Handkarren. Wenn Sie nach viel Deckel-Knallerei endlich fertig sind, stopfen sie ihre feuchten, farblosen Klamotten mit so viel Wucht in die mitgebrachten Plastiksäcke als würden sie nicht ihre Wäsche machen, sondern eine Leiche beseitigen. Und in der Luft schwebt kein Frühlingswäschenduft - nur der Gestank männlicher Einsamkeit: Schweiß, Rauch und ein Hauch von Alkohol. Psychopathen-Aroma.
Im besten Fall kommen ein paar junge Männer: Schüler, Austauschstudenten, eben Leute, die zu weit weg von Mama wohnen, um ihre Liebe mit Wäschepaketen zu strapazieren. Die Stöpsel im Ohr und mit dem Hirn ganz woanders. Nur ihre Kimme lugt jedesmal hellwach über den Rand der Trainingshose, wenn sie sich bücken, um ihre Unterhosen in einem IKEA-Beutel zu verstauen.
Da hocke ich dann und die Trommeln starren mich mit großen, offenen Klappen an. Fast so als seien sie erstaunt, dass hier wirklich jemand freiwillig seinen Mittwochabend verbringt.

Keine Kommentare: